Geriater: Der Spezialist für Altersmedizin
Die Geriatrie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dank enormer Fortschritte in der modernen Medizin ist die Lebenserwartung in westlichen Industrienationen deutlich angestiegen. Je älter die Menschen werden, desto höher ist jedoch das Risiko, gleichzeitig an mehreren, teilweise sehr schweren Krankheiten zu leiden. Das erfordert eine komplexe Versorgung, die nicht die Behandlung aktueller Beschwerden in den Vordergrund stellt, sondern den alternden Menschen ganzheitlich unter körperlichen, funktionalen, geistigen und sozialen Aspekten betrachtet. Der Geriater tritt deshalb nicht nur als spezialisierter Facharzt Geriatrie auf, sondern plant und steuert gleichzeitig multiprofessionelle Teams und Therapien. Durch gezielte Prävention und eine gute Rehabilitation kann die Lebensqualität von Patienten in einem sehr hohen Alter deutlich gesteigert werden. Ziel ist ein selbstbestimmtes Leben – so lange wie möglich.
Facharzt für Geriatrie: Ein komplexes Aufgabenspektrum
Im Mittelpunkt der Geriatrie steht die Behandlung und Versorgung alter Menschen mit dem Ziel, eine Gesamtverbesserung des gesundheitlichen Zustands zu erlangen. Die Mehrzahl der Patienten in der Geriatrie ist über 80 Jahre alt. Zu behandeln sind in dieser Altersgruppe vorwiegend Krankheiten aus den Bereichen Innere Medizin und Kardiologie, Orthopädie und Neurologie, die oftmals nicht einzeln, sondern parallel auftreten, weshalb man in diesem Zusammenhang auch von Multimorbidität spricht. Zusätzlich leiden ältere Patienten häufig auch an psychischen Erkrankungen wie kognitiven Einschränkungen bis zur Demenz, leichten bis schweren depressiven Störungen und Suchterkrankungen oder Beschwerden wie Inkontinenz, starker Sehbehinderung und Schwerhörigkeit.
Die Bewertung aller gesundheitlichen Probleme sowie die gleichzeitige Erfassung der erhaltenen Funktionen des Patienten wird als Geriatrisches Assessment bezeichnet. Zur Gewährleistung der Objektivierbarkeit werden dabei standardisierte Tests verwendet, die reproduzierbar sind. Dieses systematische multidimensionale Vorgehen dient als Grundlage einer ganzheitlichen Behandlung und Versorgung des betagten Menschen. Auswirkungen und Erfolge der verordneten Therapien werden mithilfe eines erneuten Geriatrischen Assessments durch Fachärzte der Geriatrie festgestellt.
Geriater: Gesuchte Spezialisten mit besten Zukunftsaussichten
Gut ausgebildete Geriater sind bereits heute sehr gefragt. Verfolgt man die demografische Entwicklung in der Gesellschaft und die damit verbundene Änderung der Altersstruktur, wird sichtbar, dass der Bedarf an Ärzten, die sich auf die Behandlung älterer Menschen spezialisiert haben, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch weiter ansteigen wird.
Die geriatrische Versorgung kann stationär in Krankenhaus und Fach-Klinik, teilstationär, ambulant oder in mobiler ambulanter Form in den Wohnräumen der Patienten erfolgen sowie im Rahmen einer geriatrischen Rehabilitation. Dementsprechend vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten für Ärzte mit geriatrischer Zusatzqualifikation.
Die geriatrische Rehabilitation bietet ein weites und anspruchsvolles Betätigungsfeld für Altersmediziner. Sie kann nach einer Akutbehandlung im Krankenhaus sowie auf Verordnung durch den Hausarzt oder einen niedergelassenen Facharzt erfolgen, um gemäß dem Motto „Reha vor Pflege“ die Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten und eine drohende Pflegebedürftigkeit abzuwenden. Noch stärker als bei einer indikationsspezifischen Rehabilitation erfahren Menschen ab 70 Jahren neben der Behandlung konkreter gesundheitlicher Probleme, eine umfassende Betreuung durch ein interdisziplinäres Team von Ärzten, Therapeuten und Fachpflegekräften. Zu den Maßnahmen gehört auch die Information und Schulung von Angehörigen im Umgang mit krankheits- und altersbedingten Beschwerden.
Ausbildung: So wird man Geriater / Facharzt für Geriatrie
Ein Geriater braucht ein vielseitiges Fachwissen in der Inneren Medizin und anderen Disziplinen, pharmakologische und differentialdiagnostische Kenntnisse sowie Know-how in der internistischen Intensivmedizin, um den komplexen Anforderungen in der Geriatrie gerecht zu werden. Dementsprechend umfangreich ist die Ausbildung zum Facharzt für Geriatrie, die in Deutschland bislang nicht einheitlich geregelt ist.
Karriere im Westfälischen Gesundheitszentrum
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Facharztausbildung Innere Medizin und Geriatrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt
Eine eigene Facharztausbildung ist aktuell (Stand Januar 2020) lediglich in den drei Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt umgesetzt. Die Weiterbildungszeit beträgt 72 Monate. Mit bestandener Facharztprüfung Geriatrie wird der Titel FA Innere Medizin und Geriatrie erworben.
Die sechsjährige Facharztausbildung gliedert sich, je nach Bundesland, in unterschiedlich lange Weiterbildungszeiten in
- stationärer Basisweiterbildung im Gebiet Innere Medizin
- unmittelbarer Patientenversorgung
- Facharztkompetenz Geriatrie
Neben den Inhalten der Basisweiterbildung erstrecken sich die gemeinsamen Inhalte der Weiterbildung in den drei genannten Bundesländern auf den Erwerb von Erfahrungen, Kenntnissen und Fertigkeiten in
- Gerontologie
- Ätiologie, Pathogenese, Pathophysiologie und Symptomatologie von Erkrankungen und Behinderungen des höheren Lebensalters, inklusive demenzieller Abbauprozesse
- Akut- und Intensivmedizin bei geriatrischen Patienten
- Indikationsstellung zu invasiven und nicht-invasiven Maßnahmen unter Berücksichtigung der komplexen Gesamtsituation, Therapiekonsequenzen und erreichbarer Lebensqualität
- speziellen geriatrisch relevanten diagnostischen Verfahren, geriatrisches Assessment und Beurteilung physischer und psychischer Funktionseinschränkungen
- speziellen geriatrischen Therapien von körperlichen und seelischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter, der geriatrischen Rehabilitation sowie prothetischer und Hilfsmittelversorgung, Wohnraumanpassung
- Behandlung geriatrischer Syndrome
- physiotherapeutischen, ergotherapeutischen, sprachtherapeutischen und psychologischen Therapiekonzepten sowie speziellen pflegerischen Maßnahmen
- altersgerechter Ernährung und Diätetik
Zusatzweiterbildung Geriatrie
In allen Bundesländern kann man zudem eine Zusatzweiterbildung Geriatrie absolvieren. Während in den meisten deutschen Ländern als Voraussetzung für die Weiterbildung nur eine abgeschlossene Facharztausbildung notwendig ist, fordern die Landesärztekammern Bayern und Niedersachsen die Facharztanerkennung in den Gebieten:
- Innere Medizin und Allgemeinmedizin
- Neurologie
- Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Psychiatrie und Psychotherapie (Nervenheilkunde)
Im Bundesland Hessen ist die Anerkennung als Facharzt in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung (UVP) erforderlich.
Die Weiterbildung zum Erwerb der Geriatrie-Zusatzbezeichnung dauert in allen Bundesländern 18 Monate. Für Berlin gilt zusätzlich eine Sonderregelung: Hier kann man die Zusatzbezeichnung Geriatrie auch erwerben, wenn man innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren eine sechsmonatige Fortbildung plus 120 Stunden Kurs-Weiterbildung absolviert hat.
Zu den Inhalten der Weiterbildung zum Geriatrie Facharzt gehören:
- ausführliche Kenntnisse der häufigsten Alterserkrankungen
- spezielle diagnostische Verfahren zur Erfassung organischer, motorischer und kognitiver Einschränkungen
- Untersuchungen von Verhalten und emotionaler Befindlichkeit
- Besonderheiten der geriatrischen Therapie, wie Maßnahmen bei Schmerzen, Arzneimittelinteraktionen bei Mehrfachverordnungen, palliative Betreuung
- Beratung hinsichtlich alterstypischer Themen wie spezielle Ernährungsweisen, Hygiene, Mobilität, Pflegerecht
Die Zusatzweiterbildung Geriatrie ist nicht zu verwechseln mit dem Curriculum Geriatrische Grundversorgung. Hierbei handelt es sich um eine 60-stündige Fortbildung, die nicht fachrichtungsgebunden ist und von allen Ärzten erworben werden kann. Die Kurse können in allen Bundesländern absolviert werden und folgen dem bundesweit einheitlichen Curriculum Geriatrische Grundversorgung, das von der Bundesärztekammer entwickelt wurde.
Karriere als Geriater im Westfälischen Gesundheitszentrum
Als größter Gesundheitsanbieter in Nordrhein-Westfalen stehen in unseren vier Spezial-Kliniken und zwei Diagnose- und Therapiezentren die Prävention und Rehabilitation auf modernstem wissenschaftlichem Niveau im Mittelpunkt. Neben indikationsbezogenen Rehabilitationen in den Bereichen Innere Medizin / Kardiologie und Orthopädie / Unfallchirurgie nach einem ganzheitlichen Therapiekonzept bieten wir in der Klinik Quellenhof im Kurort Bad Sassendorf auch Anschlussheilbehandlungen und medizinische Rehabilitationen für geriatrische Patienten.
Zur Verstärkung unseres multiprofessionellen Teams suchen wir Geriater (m/w/d) mit hoher Fachkompetenz in unbefristeter Anstellung. Neben einer der Position entsprechenden Vergütung mit umfangreichen Sozialleistungen fördern wir Ihre fachliche Weiterentwicklung durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen. Flexible Arbeitszeiten und ein persönliches Arbeitszeitkonto garantieren eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf an einem naturnahen Standort mit guter Infrastruktur und hohem Freizeitwert.
Aktuelle Stellenangebote für Ärzte finden Sie in unserer Jobbörse. Sollte aktuell keine passende Stellenanzeige für Sie dabei sein, freuen wir uns auch über Ihre aussagekräftige Initiativbewerbung. Für Fragen und weitere Informationen über unsere Kliniken steht Ihnen selbstverständlich unser Personalbüro gerne unter Tel. 02921 501-4510 zur Verfügung.